Annegret Spillner
Wer das Kavaliershaus im Krumker Schlosspark betritt, bleibt erst einmal voller Bewunderung am Tortenbuffet stehen. Da treten mehrstöckige Kreationen in einen Schönheitswettbewerb. Es fällt schwer, sich für eine zu entscheiden, am liebsten möchte man sie allesamt probieren. Was kalorienmäßig nicht zu schaden scheint, denn auch die super schlanke Café-Betreiberin Annegret Spillner betont: „Ich liebe Kuchen. In unserer Familie wurde schon immer gebacken und alles ausprobiert, was im Dorf an Rezepten kursierte.“
Die 31-jährige Altmärkerin stammt aus Beuster bei Seehausen. Vor genau acht Jahren eröffnete sie das Café am Eingang zum historischen Schlosspark in Krumke. Als junge Frau Anfang 20, die aus Leidenschaft Torten bäckt und liebend gern Gastgebern ist, war sie hier so etwas wie eine Exotin gleich dem seltenen Baumbewuchs im Park.
Wir gehen in den Park, wo gerade Schneeball und Flieder blühen. Bald werden die Rhododendren ihre farbige Pracht entfalten. Das frische Blattgrün an den hohen Bäumen flirrt vor der Sonne. Vereinzelte Spaziergänger genießen die ruhigen Vormittagsstunden in der Anlage, die schon im 12. Jahrhundert zum Rittergut Krumke gehörte. Mitte des 17. Jahrhunderts kaufte die Familie von Kannenberg das Gut und errichtete u.a. eine Orangerie. Zu Beginn des 18. Jahrhundertswurde der französische Gartenarchitekt Charles La Ronde beauftragt, einen Lustgarten mit geschnittenen Hecken, Alleen und Bosketts anzulegen, so wie er zu jener Zeit Mode war.
Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Familie von Kahlden neuer Besitzer. Sie ließ das neugotische Schloss bauen und den Landschaftspark umgestalten. Nach englischem Vorbild erhielt die Anlage ihre typisch geschwungenen Wege und einen großen Teich. Der ist ebenso wie die vielen exotischen Baumarten, darunter Blutbuche, Sumpfzypresse, Stechpalme, Jade und Ginkgobaum, prägend für den Park. 1911 ging er an den neuen Besitzer Arthur von Gwinner. Auch der verwandelte das Antlitz des Parks dem damaligen Zeitgeist folgend.
Als ein wahres Gartenträume-Wunder wird die 400 Jahre alte Buchsbaumhecke bezeichnet, die von der einstigen barocken Gestaltung der Anlage zeugt.
Um das Parkareal, das zum landesweiten touristischen Netzwerk „Gartenträume – Historische Parks in Sachsen-Anhalt“ gehört, kümmern sich seit 2003 die Hansestadt Osterburg und engagierte Vereine wie der Schlossverein Krumke. „Der hatte auch großen Anteil an der Wiederherstellung des vom Verfall bedrohten Kavaliershauses“, sagt Annegret Spillner. Als der Verein vor acht Jahren einen neuen gastronomischen Betreiber für das Kavaliershaus suchte, sagte sie spontan zu. „Einfach machen, das wird schon...“, ist ihre Devise. „Ich habe auf mein Bauchgefühl gehört. Das hat mir gesagt, ich kann das.“ Bei ihrer Vorliebe für das Kuchenbacken und -essen war es keine Frage: Ein Café sollte in das Kavaliershaus einziehen. Ein Café für alle Sinne: schmecken, riechen, sehen, hören, tasten. Konzerte finden hier statt, Lesungen, Weinverkostungen, gesellige Gesprächsrunden zu Themen aus Kunst und Kultur. Annegret Spillner stellt den Fliederstrauß auf eine Tafel, die für eine Familienfeier reserviert und mit Sammeltassen eingedeckt ist. In den acht Jahren als Café-Betreiberin, sagt die junge Frau, habe sie ein sicheres Gefühl für atmosphärische Dinge entwickelt. Sie weiß, in der Umgebung eines Gartenträume-Parks die passenden Genüsse für Gaumen, Augen und Ohren anzubieten. Der Gaumenschmaus kommt zum Großteil aus der Region. Literaten oder Musiker kommen sogar von weiter her angereist, um Lesungen und Konzerte in einem Ambiente zu geben, das Historie und Moderne angenehm miteinander verbindet – dem Architekten-Bruder sei Dank für seine Mithilfe. Überhaupt, meint Annegret Spillner, habe sie große
Unterstützung von Familie und Freunden gehabt und Rückendeckung im Dorf. Hier freue man sich, dass Gäste aus allen Himmelsrichtungen kommen, was an den Autokennzeichen abzulesen ist.
Na dann: „Einfach machen, das wird schon ...“ Bezogen auf einen Besuch in Krumke sei dieses Spillnersche Motto weitergegeben.
Text/Foto Kathrain Graubaum
Gartenträume – Historische Parks in Sachsen-Anhalt e.V.
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