In der Chronik der kommunalen Energieversorgung in Stendal wird seit 1990 an einem neuen Kapitel geschrieben. Einem Erfolgskapitel, denn die Stadtwerke – Altmärkische Gas-, Wasser- und Elektrizitätswerke GmbH Stendal (unter diesem Namen erstmals 1937 firmiert) – haben mit ihrer Neugründung die Chance genutzt, sich wieder als eigenständiges Unternehmen zu profilieren. Mit Fernwärme sowie Wasserver- und Abwasserentsorgung ging es vor drei Jahrzehnten los. Ganz so einfach war es bei Strom und Gas nicht. Denn noch im August 1990 hatte die DDR die Stromversorgung an ein westdeutsches Unternehmen vergeben. Für die Stadt Stendal nicht hinnehmbar. Sie reicht eine Klage gegen die Treuhand ein, will wieder als Eigentümerin der Altmärkischen Gas-, Wasserund Elektrizitätswerke eingesetzt werden und die Energieversorgung selbst übernehmen. Insgesamt 164 ostdeutsche Kommunen schließen sich an und legen beim Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe eine Kommunalverfassungsbeschwerde ein. Mit dem, was dann folgte, hat Stendal Rechtsgeschichte geschrieben: Am 27. Oktober 1992 verhandelte das Bundesverfassungsgericht als höchstes deutsches Gericht zum zweiten Mal seit seiner Gründung 1951 außerhalb des Amtssitzes Karlsruhe – und zwar in Stendal. Die „Stromrebellen“ haben Erfolg. Zum 1. Januar 1994 übernehmen die Stadtwerke Stendal die Stromversorgung in der Stadt. Nach den erfolgreichen Jahren des Aufbaus als kommunales Tochterunternehmen erfolgt 2002 eine Teilprivatisierung, seit 2007 sind neben der Hansestadt Stendal die Gelsenwasser AG und die SWM Magdeburg gleichberechtigte Gesellschafter.
Heute sind die Stendaler Stadtwerke, kurz SWS, nach mehr als eineinhalb Jahrhunderten Firmengeschichte als moderner Energie- und Infrastrukturdienstleister aufgestellt – für die Hansestadt Stendal, die gesamte Altmark und weit darüber hinaus. Stromlieferverträge gibt es bis in den hohen Norden nach Sylt und bis nach München in Süddeutschland. Etwa 22.000 Haushalte innerhalb und außerhalb der Region werden mit Strom, Gas, Wärme und Wasser versorgt. Von Jahr zu Jahr haben die Stadtwerke ihr Dienstleistungsangebot ausgebaut. Die Abrechnung von Nebenkosten und die Montage von Rauchmeldern gehören neben dem kompletten Versorgungsbereich ebenso dazu wie Energieberatung und E-Ladesäulen und der maßgeschneiderte Betrieb von dezentralen Heizungsanlagen.
Die SWS fühlen sich nicht nur sehr eng mit der Stadt Stendal verbunden, sie zeigen es auch. Auf ganz vielfältige Weise. Im Klima- und Umweltschutz zum Beispiel, wenn Millionen Euro in die Modernisierung von Kraftwerken investiert und damit die ehrgeizigen Klimaschutzziele der Stadt unterstützt werden. Aber auch mit Spenden und Sponsoring. Im Jahr 2019 wurden mehr als 70 Projekte mit zusammen zirka 50.000 Euro unterstützt. Die Stendaler Tafel gehört ebenso zu den Empfängern wie das 2019 neu gegründete Sportmuseum der Stadt, die Stendaler Lichttage und die „Kleine Markthalle“ mit ihren sozio-kulturellen Projekten. Ein wichtiges Anliegen ist die Nachwuchsförderung, darum sind die Stadtwerke langjähriger Partner des Wettbewerbes „Jugend forscht“. Der Energieversorger fühlt sich dem Gemeinwohl verpflichtet.
Verbundenheit zur Stadt und zur Region bedeutet für das Unternehmen aber auch, Verantwortung zu übernehmen, ein attraktiver und verlässlicher Arbeitgeber für die rund 100 Beschäftigten zu sein und damit ein wichtiger Faktor für die regionale Wirtschaft. Zwei beeindruckende Zahlen, die das belegen: Im Jahr 2019 lag die regionale Wertschöpfung bei rund 33 Millionen Euro, Steuern und Abgaben einerseits, Investitionen, Energiebezug vor Ort und Ausgaben für das gut ausgebildete Personal andererseits. Für das Geschäftsjahr 2020 stehen zirka 17,1 Millionen Euro im Investitionsplan. Investitionen in die Zukunft – die der Stadtwerke Stendal und die der Hansestadt Stendal.