160 Kilometer allein
mit acht Hunden

Angela Wiatowski

An einem Märztag, 10 Uhr morgens im schwedischen Särna: „Ich bin jetzt 24 Stunden auf den Beinen“, begrüßt Angela Wiatowski freudestrahlend den Besuch aus der Heimat. Die Dannefelderin macht nicht den Eindruck, als würde sie gleich aus den Latschen kippen. Und das nach einem extrem kräftezehrenden Husky-Rennen, quer durch die eisige schwedische „Prärie“. Mehr als 160 Kilometer stand sie als Musherin auf dem Schlitten.

Musher ist der Fachausdruck für den Menschen, der sein Gespann alleine durch gerufene Kommandos, die vom Leithund umgesetzt werden müssen, lenkt. Niota, Jacksparrow und Burza hatten diesmal die Ehre als „Leader“ zu fungieren. Gemeinsam mit Diskus, Miss Merlin und Akela brachten sie den Schlitten nach genau 20 Stunden, 24 Minuten und 24 Sekunden ins Ziel. Der siebte Platz, bei zwölf Teilnehmern in der Klasse, kann sich sehen lassen. Schließlich war es der bisher längste Wettkampf, den Angela Wiatowski mit ihren Huskys absolvierte.

An Schlaf ist für sie längst noch nicht zu denken. Erst sind die Hunde dran. Unterwegs gab es nur fünf kurze Pausen zum Verschnaufen. Sie selbst habe nichts gegessen. „Dafür habe ich vorher stundenlang in der Küche gestanden und für meine Lieblinge Snacks gemacht“, schmunzelt die „Hundeflüsterin“. Das Wohl der Tiere hat für sie stets Vorrang. Zehn Jahre lang sammelte sie als Tierheilpraktikerin und Züchterin Erfahrungen im Umgang mit des Menschen bestem Freund. Zuhause bei Gardelegen leben mit ihr und Ehemann Andreas insgesamt 20 Hunde auf ihrem riesigen Grundstück.


Angela absolviert das Husky-Rennen „Polardistans“ in Schweden


„Polar-Distans“ im schwedischen Särna ist ein extrem schwieriges Rennen. Acht der 35 auf die 160-Kilometer-Strecke gestarteten Teams schafften es diesmal nicht bis ins Ziel. „Immer allein fahren. Nicht an jemand anderes dranhängen“, beschreibt die Sportlerin ihre Taktik. Allein mit sich und ihren Hunden, quer durch die verschneite Nacht. Das macht ihr nichts aus. Im Gegenteil: Sie liebt diese Herausforderung. Bis minus 20 Grad zeigte das Thermometer in Mittelschweden noch Mitte März.

Das ist nur ein Klacks zu den arktischen Temperaturen, die beim Yukon Quest, dem härtesten Hundeschlittenrennen der Welt auf die Teilnehmer warten. Von Fairbanks, im US-Bundesstaat Alaska, führt es auf 1600 Kilometern ins kanadische Yukon Territory. Bei Temperaturen bis zu minus 50 Grad, über den zugefrorenen Yukon River, durch verschneite Wälder, über steile Berge zu eilen und das heiß ersehnte Ziel zu erreichen, davon träumt Angela Wiatowski. Dafür trainiert sie.