„Sport ist mein Leben!“

Siegfried „Siggi“ Wille

Bei der Werfergala 2002 in Stendal überreichte Jürgen Schult nach seinem letzten Wurf der Karriere seinen 2 Kilogramm schweren Diskus an Freund und Bewunderer „Siggi“ Wille. Heute ist der Diskus im Sportmuseum der Hansestadt zu bewundern.


Wer sich mit dem Sport in der Altmark beschäftigt, kommt nicht erst in den vergangenen 30 Jahren an einem Namen nicht vorbei: Siegfried Wille. Die Beziehung zum Sport, insbesondere zum Handball, wurde „Siggi“, wie er von Sportkameraden und Freunden genannt wird, bereits in die Wiege gelegt. Denn bereits sein Vater Wilhelm war im Handball aktiv und einige Jahre Vorsitzender der damaligen BSG Traktor Immekath. In dem kleinen westaltmärkischen Ort ist Wille auf- und gleichermaßen in den Sport hineingewachsen. Zunächst stand er als Kind im Handball-Tor, kam sogar an die Sportschule nach Magdeburg. Dort wurde aus dem Handballer ein Leichtathlet gemacht. Mit 16 Jahren wechselte er in den Männerbereich der Immekather Handballer. Seiner Mannschaft gelang 1967 sogar ein Erfolg über den SC Magdeburg und sie stieg nur ein Jahr später in die Handball-Bezirksliga auf. „Damals wurden alle Heimspiele, egal ob von Stendal, Tangermünde oder Immekath, in der Haferbreite in Stendal ausgetragen“, erinnert sich Wille.
Ab 1966 war er auch als Funktionär tätig – allerdings in der Leichtathletik. Als Übungsleiter war seine erste Trainingsgruppe nicht die schlechteste. Denn Sigrid Ulbricht (geb. Heimann) reifte später beim SC Magdeburg zu einer der besten Weitspringerinnen der Welt. In dieser Zeit fand Siggi Wille seine erste Festanstellung im Sport. Er wurde Kreissportlehrer- Assistent in Klötze. „Diese Position war einmalig in der DDR.“ Im Anschluss an drei Jahre Armee wurde Wille Kreissportlehrer in Stendal. Nach 13 Jahren im DTSB-Kreisvorstand erhielt Wille das Angebot des damaligen RAW, Sportleiter zu werden. 1991 wurde er schließlich als Geschäftsführer des neuen Kreissportbundes (KSB) Stendal-Altmark berufen. Spätestens dann wurde der Name Siegfried Wille einer breiteren Öffentlichkeit bekannt. „In meiner Zeit beim KSB habe ich wohl fast jeden Verein der Region einmal besucht. Nur in Beuster war ich nicht“, erinnert sich Wille. Bis zum Ende des Jahres 2010 – also exakt 19 Jahre – leitete Wille die Geschicke des KSB. Dabei verstand er sich nicht nur als Verwalter, sondern vielmehr Berater für die Vereine und ihre Funktionäre sowie Mitglieder. Sein Credo: „Zuerst kommt das Ehrenamt, dann das Ehrenamt und dann nochmals das Ehrenamt. Erst dann kommt das Hauptamt.“
Für sein ehrenamtliches Engagement wurde er 2016 von Innen- und Sportminister Holger Stahlknecht ausgezeichnet: „Siggi Wille hat großartige Leistungen erbracht, ob als Helfer hinter den Kulissen oder als Sportler. Leistungen, die mit Anstrengungen und Einschränkungen verbunden sind. Dafür spreche ich ihm meinen höchsten Respekt aus.“ Im gleichen Jahr hat Wille seine Memoiren auch verschriftlicht – in 35 Bänden unter der Überschrift „Sport ist mein Leben“. 2018 wurde er schließlich zum
Ehrenmitglied des KSB ernannt.
Sportlich blieb Siggi trotzdem. Bei der BSG und später dem ESV Lok Stendal hat er die Leichtathletik hochgehalten und war hauptverantwortlich für den hohen Standard, den diese Sportart in Stendal erreicht hat. Im Jahr 1992 gründeten er und seine Mitstreiter den Stendaler Leichtathletikverein neu. Hier ist er heute Ehrenmitglied und organisatorisch, vor allem seit 2013 für den Hanse-Cup, tätig. Die Veranstaltung für Leichtathletik-Zehnkämpfer und Siebenkämpferinnen wird international sehr gut angenommen.
Zuvor konnte er sich als Erfinder der Sportund Spielfeste des KSB (1991) und der Winckelmann-Games (1998) einen Namen machen. Sein letzter Coup war das Weihnachtsbaumwerfens (2015) in Stendal.