Thomas Kühnel
Thomas Kühnel bastelt gern. Und er schlüpft gern in andere Rollen. Vom Ende des 19. Jahrhunderts bis in die DDR-Zeit: Für jede Epoche hat er das richtige Outfit parat. Ein passendes Gefährt hat er sich meist selbst zusammengebaut. Historische Fahrzeuge sind die große Leidenschaft des gelernten Fernmeldeingenieurs. Der frönt er gemeinsam mit 17 Mitstreitern im Verein Freunde historischer Fahrzeug- und Werkstatttechnik Tangerhütte.
Kein größeres Fest in dem Altmarkstädtchen, bei dem die mobile Truppe nicht präsent wäre. Ihr Domizil sind die alten Feuerwehrgaragen. Genug Platz zum Schrauben, Plauschen und für eine historische Automobilwerkstatt. Schmuckstück ist eine Tankstelle aus den 1920er Jahren. Jeder hat sein Lieblingsmodell. Kühnels Herz schlägt besonders für einen roten Hanomag Kurier, Baujahr 1936. Den hatte er 1985 auf einem Bauernhof entdeckt, wo das Auto viele Jahre lang in einer Scheune stand und nach einem Brand auf dem Hof vor sich hin gammelte.
„Junge, was willst du mit dem Schrotthaufen?“, erinnert sich der Tangerhütter an die Reaktion seines Vaters, als er damit zu Hause aufkreuzte. Drei Jahre lang steckte er jede freie Minute in die Restaurierung. Dass man auf ein neues Auto zu DDR-Zeiten viele Jahre warten musste, beflügelte sein Engagement. Anfangs sei es ihm nur darum gegangen, überhaupt einen fahrbaren Untersatz zu haben, sagt Kühnel. Erst nach der Wende wurde seine Leidenschaft geweckt. „Als sich alle Leute neue Autos kauften, begann ich damit, alte zu sammeln.“ Rund ein Dutzend Oldtimer nennt er inzwischen sein Eigen. Vom Klein-Laster Framo Dreirad (1935) über eine Adler Triumph-Limousine (Baujahr 1935) bis zum Triumph KS Motorrad (1928) reicht die Palette. Ältestes Stück ist ein Hochrad von 1874. Wenn Kühnel in fescher Kavalierskleidung damit bei Festumzügen auftaucht, ist er stets ein beliebtes Fotomotiv.
Kühnels Spleen hat sich herumgesprochen. Sogar die Filmwelt ist auf ihn beziehungsweise seine Oldtimer aufmerksam geworden. In Produktionen wie „Das Bernsteinamulett“, „Neger, Neger, Schornsteinfeger“ oder „Beate
Uhse“, tauchen seine Fahrzeuge auf. Oft sitzt er selbst am Steuer. Für den Film „Ein weites Herz“ brachte er Schauspielstar Nadja Uhlen sogar das Fahren bei. Im neuesten Streifen über die Familie Burda darf Kühnel erstmals eine kleine Sprechrolle übernehmen.
Apropos Familie: Was sagt die? Ehefrau Dagmar ist stets bei den Vereinstreffen und -ausfahrten dabei. Der älteste Sohn Benjamin schraubt selbst für sein Leben gern und beim jüngeren, Lukas, kommen jetzt offenbar auch die Bastler-Gene des Vaters durch. Sein erstes Sammlerstück ist ein Trabi. „Wir sind eine Oldtimer-Familie. Das Hobby schweißt uns zusammen“, schmunzelt Kühnel.